Schloss Sitzenthal samt Meierhof liegt am Austritt der Pielach nach dem Durchbruchstal der Lochau. Zuvor möchte ich die Geschichte der Jenischen Leute erzählen, die hier wohnten. Im 19. Jahrhundert als Taglöhnersiedlung von der Herrschaft angelegte Ortschaft, bestehend aus einundzwanzig Häusern - in denen gut 200 Seelen lebten. Diese Menschen lebten als herumziehende Strazzensammler und schickten ihre Kinder zum Betteln in die umliegenden Dörfer. Sie passten in kein Schema und wurden nur zähneknirschend toleriert, es gab kein gutes Auskommen mit diesen fremden Menschen, da diese sich mit der jenischen Sprache verständigten. Während des Umbaus am Schloss und Meierhof 1855, waren täglich an die 60 Leute beschäftigt, und es waren noch zu wenig. Die Sitzenthaler rührten dennoch keinen Finger, obwohl diese keine 10 Schritte von der Baustelle entfernt wohnten. Dieses Verhalten stieß auf keinerlei Verständnis, da das gemeine Volk außer Arbeit nichts kannte. 1857 wurde ein Schreiben an das k. k. Bezirksamt Melk an die „hohe Staatsverwaltung“ gerichtet, mit der Forderung der Auflösung dieser Gemeinde.[1] Eine der ersten Nennungen von Sitzenthal erfolgte mit der Schenkung des Meierhofs an das Stift Melk am 15. Juni 1281 als Einsiedelhof des Hartwig von Wasen und seiner Frau Diemud.[2] Durch die Heirat der Dorothea Waser mit Konrad Flemming gelangte Sitzenthal um 1390 an die Ritter Flemming. 1430 war Stephan von Zelking Besitzer. Ab 1541 Gotthard Geyer der sich nach der Osterburg benannte, später Achaz Enenkel auf Albrechtsberg 1560.[3] 1613 erwarb der protestantische Ludwig von Starhemberg das Schloss Sitzenthal und war zusätzlich noch Herr auf Schönbühel, Wolfstein und Albrechtsberg an der Pielach. Im Dreißigjährigen Krieg (1619) belagerten seine Truppen Melk und wurden von dem kaiserlichen Heer zerschlagen. All seine Güter wurden durch die landesfürstliche Finanzkammer konfisziert und in Folge an den Katholiken Johann Ruprecht Hegenmüller verliehen.[4] 1843 erwarb Graf Anton Ledóchowski das Schloss. Seine Tochter Ursula Julia Maria Ledóchowska wurde 2003 heiliggesprochen.[5] Ab 1866 war der Abgeordnete zum Landtag von Niederösterreich Franz von Falkenhayn Schlossbesitzer. Seit 1897 bis heute ist die Grafenfamilie Braida Eigentümer dieser Liegenschaft.[6]
Schloss Sitzenthal, © Andreas Krendl 2019 |
[1] Verein für Landeskunde von Niederösterreich, Blätter 1865 Nr. 2 Jahrgang 1, S 17 ff
[2] Ignaz Franz Keiblinger, Geschichte des Benediktinerkloster Melk Bd. 1, S 376, Wien 1867
[3] Burgen-Austria - Sitzenthal, http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=359, (Zugriff: 29.10.2019)
[4] Wolfgang Häusler, In: Melk und der Dunkelsteinerwald, S 104, Wien-München 1978
[5] Die heilige Ursula Julia Maria Ledóchowska, https://stjosef.at/dokumente/ledochowska.htm, (Zugriff: 29.10.2019
[6] Sitzenthal Gemeinde Loosdorf, https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/sitzenthal.html, (Zugriff: 17.08.2019)