Die Quelle
Mit Wimpassing an der Pielach beginnt der Quellenwanderweg, wo sich das Wasserhaus am Doktor-Möser-Platz links befindet. Ein angebrachtes Schild der Marktgemeinde Hafnerbach informiert, dass das Benützen der Wasserstelle auf eigene Gefahr erfolgt, und das die Zugangstüre immer verschlossen sein soll, was ja durchaus Sinn macht: im Inneren des Quellenhaus befindet sich ein großes Becken, indem leicht ein Kleinkind ertrinken könnte. Was ich aus dieser Tafel nicht rauslesen konnte, war die Wasserqualität, die nach Nachfragen bei der Gemeinde durch einen Prüfbericht eines dafür zertifizierten Institutes, sich als unauffällig erweist, also frei von jeglichen Keimen und Bakterien ist. Alle anderen physikalischen Parameter sind auch unter den Grenzwerten. Die Quelle liefert das ganze Jahr ergiebig kühles, klares Wasser und Flaschen oder sonstiges Gebinde kann in kürzester Zeit leicht befüllt werden.
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Wasserhaus Wimpassing Doktor-Möser-Platz, © Andreas Krendl 2019 |
Der Namensgeber dieses Platzes war niemand geringerer als der Mediziner Carl Möser von Mersky, geprüfter Wundarzt, „Patron der Medizin“, geboren in Wien am 4. August 1809. Auf diesem Platz beim Gemeindebrunnen hatten sich bereits seit dem 17. Jahrhundert durchgehend Bader und Wundärzte angesiedelt. Der erste namentlich Erwähnte: 1646 Baltasser Kartaußer und mit Carl Möser ab 1833 bis 1878 der letzte Chirurg.[1] Er scheint ein guter Arzt gewesen zu sein. In einem Artikel der Zeitung St. Pöltner Bote ließ es sich ein Patient nicht nehmen, einen öffentlichen Dank für diesen Arzt auszusprechen, weil dieser ihm und seiner Tochter, durch eine gelungene Operation am Fuß, von jahrelangen Schmerzen befreit hatte.[2] Wimpassing hatte mit der Hofmühle die größte Mühle im V.O.W.W (Viertel ober dem Wiener Wald - Mostviertel) welche im Besitz der Herrschaft Hohenegg war. Die jährliche Verarbeitung im Jahre 1661 betrug 3720 Metzen Getreide.[3] Ein Metzen sind 61,5 Liter bzw. ungefähr 43 kg Getreide.[4] Diese Mühle wurde erstmals in einer Urkunde über Pielachhaag 1356 genannt.[5] Der Name Pielach besteht aus dem slawischen Wort bela für weiß und dem deutschen Wort für Fluss ach, aha. Sprachforscher datieren die Übernahme des bayrischen Namens um 700 bis 750, wo es zu der Zusammensetzung von bela und aha kam. Die erste urkundliche Nennung Bielaha findet sich in einer Schenkungsurkunde Karls des Großen an das Kloster Niederaltaich (Deggendorf in Bayern) im Jahre 811.[6]
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Quellenfassung Wimpassing Doktor-Möser-Platz, © Andreas Krendl 2019 |
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Tiefes Wasserbecken mit Quellenfassung im Wasserhaus Wimpassing, © Andreas Krendl 2019 |
Auf einem Foto um 1920 aus der Topothek von Hafnerbach ist das Wasserhaus schon zu sehen. Gleich rechts daneben befindet sich die Marienkapelle, errichtet 1893, welche mit 1400 freiwilligen Arbeitsstunden von 1987 bis 1989 generalsaniert wurde.[7]
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Wimpassing Wasserhaus ca. 1970 Topothek Hafnerbach |
Die Dunkelsteiner Straße nach Süden folgend, linksseitig das Gasthaus Dangl (Übernachtungsmöglichkeit), falls diese Wanderung von einem anderen Ort kommend begonnen wird. Rechts in die Jubiläumsstraße Richtung Haunoldstein, flussabwärts folgend. Bei der nächsten Kreuzung links abbiegen. Rechter Hand geht es noch Doppel, der Name leitet sich aus dem althochdeutschen tobil, dobil ab, das übersetzt Waldschlucht oder Talvertiefung bedeutet. Die Herren von Topel kamen wahrscheinlich von Bayern zuerst nach Oberösterreich und von hier aus erwarben sie Güter rund um St. Pölten. Im Göttweiger Salbuche wird dieser Ort um das Jahr 1097 genannt im Zuge einer Schenkung eines Mansen (ca. 30 Joch) zu Tobilarin an das Kloster Göttweig. Bereits im 13. Jahrhundert scheint dieses Adelsgeschlecht in Doppel, Weichselbach (bei Melk), Hausenbach, Karlstetten und Wasserburg auf.[8]
Links geht es nach Pielachhäuser am Fuße der Osterburg. Keine fünf Minuten weiter, in einer der Flussschlingen - die Pielach mäandert hier sehr zwischen Prinzersdorf und Mündung - taucht ein riesiges Hochwasser-Überschwemmungsbecken auf. Am linken Flussufer befindet sich die Ortschaft Eibelsau, hier mündet die Sierning in die Pielach. Der Ursprung des Namens „Sierning“, stammt aus dem slawischen crnica (=Schwarzbach), dieser Bach entspringt südlich von Kilb in Neuhaus. Auf dieser Straße immer rechts halten bis es steil aufwärts zur Osterburg geht, wo uns die zweiten Quelle erwartet. Im Keller des Hauses Osterburg 3 sammelt sich das Wasser in zwei Becken - unterirdisch verlaufend tritt es vor dem Haus ans Tageslicht. Das Wasser ist sehr kühl und erfrischend, besonders nach dem Steilstück des Weges zur Osterburg.
[1] Hubert Schützner, In: Dunkelsteiner Heimatbuch - Geschichte der Pfarrgemeinde Hafnerbach, S 79, Kulturvereinigung „D‘ Dunkelsteiner“, Hafnerbach 1948; Gertrude Völker, In: Hafnerbach – Werden und Sein (Hafnerbach 1987), S 151, S 281, Die Dunkelsteiner Kulturvereinigung
[2] St. Pöltner Bote (14.09.1865), S 7, Anno/Österreichische Nationalbibliothek, http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=dsp&datum=18650914&seite=7&zoom=33
[3] Verein für Landeskunde von Niederösterreich, Unsere Heimat Zeitschrift des Vereines für Landeskunde von NÖ Jahrgang 54, S 278, Wien 1983
[4] Josef Stöger - Diplomarbeit, Besitz-, Arbeits- und Lebensverhältnisse .. am Beispiel von Niedersulz, S 63, Wien 2012
[5] Hubert Schützner, In: Dunkelsteiner Heimatbuch - Geschichte der Pfarrgemeinde Hafnerbach, S 76, Kulturvereinigung „D‘ Dunkelsteiner“, Hafnerbach 1948
[6] Monasterium - Urkunde Kloster Niederaltaich Urkunden (790-1801) 1a, https://www.monasterium.net/mom/DE-BayHStA/KUNiederaltaich/1a/charter?q=niederaltaich, (Zugriff: 11.10.2019)
[7] Hafnerbach Topothek - Tags: Kapelle Wimpassing, Wasserhaus, https://hafnerbach.topothek.at/, (Zugriff: 17.08.2019)
[8] Hubert Schützner, In: Dunkelsteiner Heimatbuch - Geschichte der Pfarrgemeinde Hafnerbach, S 62 ff, Kulturvereinigung „D‘ Dunkelsteiner“, Hafnerbach 1948